Wikipedia war jahrzehntelang das Herzstück des freien Wissens im Internet. Kaum jemand kam an der Online-Enzyklopädie vorbei, wenn es um schnelle und verlässliche Informationen ging.
Doch jetzt verzeichnet Wikipedia laut der Wikimedia Foundation einen deutlichen Rückgang: Die menschlichen Seitenaufrufe sind innerhalb eines Jahres um rund acht Prozent gesunken.
Was steckt hinter diesem Rückgang und was bedeutet das für die Zukunft des freien Wissens im Netz?
Inhaltsverzeichnis
Warum immer weniger Menschen Wikipedia direkt besuchen
Es gibt gleich mehrere Gründe, warum Wikipedia aktuell weniger genutzt wird und die meisten haben mit unserem veränderten Informationsverhalten zu tun.
Generative KI verändert die Suche
Immer mehr Suchmaschinen liefern heute KI-generierte Antworten direkt in den Ergebnissen. Statt also auf einen Link zu klicken, liest du die Antwort gleich dort, wo du suchst. Inhalte von Wikipedia fließen oft in diese KI-Antworten ein. Aber du selbst landest gar nicht mehr auf der Seite. Laut TechCrunch ist das einer der Hauptgründe für den Traffic-Rückgang.
Soziale Medien verdrängen klassische Recherche
Gerade jüngere Generationen suchen Informationen zunehmend auf Plattformen wie TikTok, YouTube oder Instagram. Statt einen Artikel zu lesen, schaut man sich lieber ein kurzes Video an, das das Thema zusammenfasst. Dieses Verhalten verändert, wo und wie Wissen konsumiert wird. Weg von der offenen Websuche, hin zu algorithmisch gesteuerten Feeds. Mehr dazu findest du im Bericht auf Stadt-Bremerhaven.de.
Korrektur durch Bot-Erkennung
Ein Teil des Rückgangs ist auch technischer Natur. Die Wikimedia Foundation hat ihr Bot-Erkennungssystem verbessert. Dabei stellte sich heraus, dass ein Teil des bisherigen Traffics gar nicht von echten Nutzern, sondern von schwer erkennbaren Bots kam. Diese statistische Korrektur führte zwar zu einem Minus bei den Seitenaufrufen, sorgt aber langfristig für transparentere Daten wie Golem.de berichtet.
Folgen für Wikipedia und die Community
Weniger Besucher bedeutet nicht nur weniger Klicks. Es gefährdet auch das, was Wikipedia ausmacht, eine aktive Gemeinschaft und die finanzielle Unterstützung durch Spenden.
Wenn weniger Menschen Artikel lesen oder bearbeiten, schrumpft die Beteiligung von Freiwilligen. Gleichzeitig könnte ein Rückgang der Seitenaufrufe langfristig zu geringeren Spenden führen, was die Unabhängigkeit des Projekts schwächt.
Trotzdem bleibt Wikipedia wichtig. Auch wenn du sie vielleicht nicht direkt aufrufst, bilden ihre Inhalte weiterhin die Grundlage für viele KI-Modelle und Suchergebnisse. Mit anderen Worten: Wikipedia steckt oft in der Antwort, die dir eine Suchmaschine oder ein Chatbot liefert, selbst wenn du das nicht siehst.
Wie Wikipedia auf die Entwicklung reagiert
Die Wikimedia Foundation bleibt nicht untätig. Statt den Rückgang einfach hinzunehmen, setzt sie auf Kooperation und Innovation.
Appell an Tech-Unternehmen
Wikipedia fordert Anbieter von Suchmaschinen, KI-Systemen und sozialen Netzwerken auf, Nutzer wieder stärker auf die Originalquellen zu lenken. Schließlich lebt freies Wissen davon, dass Menschen es selbst lesen, prüfen und erweitern und nicht nur, dass Algorithmen es zusammenfassen.
Neue Initiativen für mehr Reichweite
Zwei Teams sollen künftig gezielt daran arbeiten, neue Lesergruppen zu erreichen. Außerdem entsteht ein neues Framework zur besseren Inhaltszuschreibung, damit deutlich wird, wenn KI-Systeme Inhalte von Wikipedia nutzen. Mehr dazu findest du im Beitrag auf Diff Wikimedia.
Aufruf an die Community
Marshall Miller, ein leitender Mitarbeiter der Wikimedia Foundation, ruft alle Nutzer dazu auf, aktiv mitzuwirken: Quellen prüfen, auf Links klicken, den Wert menschlich kuratierter Inhalte anerkennen und Wikipedia mit Spenden oder Beiträgen unterstützen. Nur so kann das Projekt langfristig bestehen.
Warum Wikipedia trotzdem unverzichtbar bleibt
Auch wenn KI-Modelle und soziale Netzwerke Informationen schneller liefern, bleibt eines klar: Wikipedia ist und bleibt die Basis. Die Artikel entstehen durch menschliches Wissen, Diskussion und Transparenz. Dinge, die keine KI vollständig ersetzen kann.
Solange Menschen bereit sind, Wissen zu teilen, zu prüfen und zu verbessern, wird Wikipedia mehr bleiben als nur eine Datenquelle im Hintergrund. Es ist ein Symbol für gemeinschaftliches Lernen und das braucht echte Menschen, keine Bots.
